Ein belgischer Zwangsarbeiter in Busdorf
Wenig bekannt sein dürfte, dass in der Zeit von 1943 – 1945 ein belgischer Zwangsarbeiter bei der Familie Habeck in Busdorf auf dem Riesberg beschäftigt war.
Als die Eheleute Albert und Erika Habeck, geb. Thiesen 1943 den kleinen landwirtschaftlichen Betrieb von den Gebrüdern Heinrich Johann Salomon und Karl Heinrich Salomon pachteten, musste Albert kurz danach in den Krieg ziehen und an der Front in Russland kämpfen. Während Erika aus Silberstedt stammt, kam Albert von der Familie Habeck aus dem Friedrichsberg.
Die jung verheiratete Erika stand somit ohne Unterstützung auf ihrem neuen Hof mit ca. 18 ha Ländereien. Man hat ihr dann versprochen, dass sie sich bei nächster Gelegenheit aus einer Gruppe von Neuankömmlingen, die mit dem Zug aus Belgien nach Schleswig verbracht wurden, einen jungen Mann aussuchen konnte. Diese junge Mann Cesar van Waes war in Belgien ohne Wissen seiner Eltern von der Straße aufgesammelt und im April 1943 nach Deutschland verfrachtet worden.
Als im Dorf bekannt wurde, dass dieser junge Mann nicht, wie vorgesehen, im Gesindehaus seine Unterkunft hatte, sondern mit im Hause der jungen Frau wohnte, hat der Ortsbauernführer aus Busdorf zusammen mit dem amtierenden Bürgermeister Frau Habeck aufgesucht und ihr nahe gelegt, diesen „Missstand“ zu beheben. Aber Frau Habeck vertrat den Standpunkt, dass er zu ihrem Schutz im Wohnhaus wohnte und sie ja auch sehr gut bei der täglichen Arbeit unterstützte. So blieb er dann im Wohnhaus. Der aus der Landwirtschaft stammende junge Belgier mit flämischer Sprache schrieb später seinen Eltern, dass er Glück gehabt habe, anstatt einen Arbeitsplatz in einer Waffenfabrik zugewiesen zu bekommen, eine Tätigkeit in der Landwirtschaft ausüben zu dürfen.
So blieb alles beim alten, und nach Kriegsende kehrte Albert Habeck wieder nach Hause und Cesar verließ den kleinen Hof auf dem Riesberg im Juni 1945 wieder Richtung Belgien.
Nun hatte man aber zu einem freundschaftliches Verhältnis miteinander gefunden und verlor sich keineswegs aus den Augen. Immer wieder besuchte man sich gegenseitig, zuletzt zusammen mit den jeweiligen Kindern, die auch heute noch Kontakt zueinander haben, im Jahre 2016. Mehrfach hat man den Urlaub gemeinsam in Puerto de la Cruz/Teneriffa verbracht. Albert Habeck ist 2002 verstorben, die Ehefrau von Cesar, Marcella Willems, verstarb 2016.
Den einzigen wesentlichen Kontakt von Cesar zur Dorfbevölkerung hatte er zur Familie Pirk, die damals im Kirchenweg in dem Haus wohnte, das Anfang der 1980-iger Jahre in der Nähe des Krähenwaldes abgebrannt ist und nicht wieder aufgebaut wurde. Cesar konnte die Familie zu Fuß über die dazwischen liegenden Koppeln sehr gut erreichen und hat dort so manches Gespräch geführt.
Dieses friedliche Miteinander hat nicht jeder im Dorf gut geheißen, aber letztendlich hat sich Erika Habeck immer wieder für ihn eingesetzt und ihn gut behandelt. So ist es heute noch üblich, dass Erika und Cesar miteinander telefonieren, wenn Geburtstage anstehen. Frau Habeck erwähnte, dass Herr van Waes für seine Zwangsarbeitszeit in Deutschland keine Entschädigung erhalten hat.
Erika Habeck ist 1923 geboren, Cesar im Jahre 1925. Erika ist am 28.05. 2022, Caesar kurz davor verstorben. Beide waren bis dahin noch rüstig und konnten ihren Haushalt allein gestalten.
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