28. Eichel verschießen
Zur damaligen zeitgemäßen Ausstattung eines Elmshorner Jungen gehörte auch eine selbst-gemachte „Eichelbüchse“. Zur Herstellung schnitten wir uns von einem kräftigen Holunder-strauch einen etwa 20 Zentimeter langen Zweig ab, natürlich mit unserem in der Lederhose sitzenden Fahrtenmesser. Wir höhlten das Mark aus, bastelten uns einen passenden Stößel (mit deutlich dickerem Knauf, welcher ja gegen den Bauch gepresst werden sollte) aus härterem Holz in gleicher Länge und pressten in das erweiterte Ende der Holunderstrauch-röhre als Geschoss eine Eichel, die wir vorher mit den Zähnen halbiert hatten.
Danach wurde durch plötzliches Pressen des Knaufes gegen den Bauch, bei gleichzeitigem kraftvollen Zurückziehen der Büchse die Eichelhälfte mittels Stößel durch die sich verengende Röhre gepresst und schoss wie ein Geschoss durch die Luft.
Damit der Stößel richtig passte, musste er vorne in Pinselform gebracht werden, dazu schlug man den Zweig am Boden auf, bearbeitete ihn mit einem Stein und mit Spucke.
Mein Vater, der damals in der Holzhandlung Schüder & Kremer arbeitetet, machte mir später eine "Spezialanfertigungen" aus soliderem Holz, die auf der Drehbank entstanden waren und über einen maßgerechten Stößel und Stößelführungskanal verfügten. Die mit dieser Büchse erzielte Wirkung war natürlich erheblich besser als die der Marke Eigenbau.
Aus der Nähe abgeschossen, gab es schon mal blaue Flecken!
29. Blasrohr
Viele Spiele waren jahreszeitlich geprägt. Wurde im Winter Schlitten gefahren, so wurde in der frühen Sommerzeit für 10 Pfennige ein Glasrohr aus der Drogerie Hansa besorgt.
Anschließend wurden eine Fliederbeerendolde seitlich durch den Mund gezogen und die abgestreiften unreifen grünen Fliederbeeren im Mund gespeichert, mit Speichel angefeuchtet und dann per Blasrohr verschossen. Gern auch mal auf Mädchen und ältere Damen, denen man gewachsen war oder ggf. auch weglaufen konnte.
30. Hauptsache, es knallt!
Die Verwendung von in Knallpistolen eingesetzten Zündplättchen wurde von uns Kindern damals technologisch fortentwickelt. So besorgten wir uns in der Thormählen`schen Schmiede im Sandberg eine M8-Metallmutter und 2x 8 mm dicke Schrauben, welche wir jeweils nun halb in der Mutter hineindrehten. So blieb ein Spalt von 2-3 mm in der Mutter zwischen den Schrauben frei, den wir mit abgeschabter roter Zündmasse von Streichhölzern füllten. Ließ man nun die Schrauben aus 1 m Höhe auf einen der Schraubenköpfe fallen, dann explodierte die Zündmasse krachend. Manchmal wurde dabei auch schon mal eine Schraubenhälfte aus der Mutter herausgerissen und flog weg.
Als wir größer und mutiger wurden, besorgten wir uns aus Schmieden und Metallwerkstätten Karbid und Wasser, füllten beides schnell in eine verschließbare Flasche und warfen diese dann in einen der Gräben im Vorland des Krückau-Deiches. Diese Flasche explodierte dann zu unserer aller Belustigung. Aufschwimmende tote Stichlinge ließen uns dann aber doch nachdenklich werden…
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