34. Drachen bauen:

Der Herbst war für uns die traditionelle Jahreszeit, um Drachen zu bauen und steigen zu lassen. Das liegt wohl daran, dass dann auch in Elmshorn genügend Wind und auf den Stoppelfeldern und Wiesen genügend Platz da war. Obwohl heute aus Drachenbau und -flug eine wahre Wissenschaft geworden ist und auch früher viele Väter daran verzweifelt sind, habe ich von größeren Kindern recht schnell gelernt, worauf es beim Drachenbau ankam.

 

Ein Papierdrachen war schnell und fast umsonst gebaut. In der Tischlerei oder der Stellmacherei im Sandberg holte ich mir Leistenabfälle. Mit diesen manchmal ungleichen Abfallleisten, Packpapier, Mehlkleister und Bindfaden und gekauftem grünen Seidenpapier (womit auch die Schulhefte eingeschlagen wurden) baute ich mir fast jedes Jahr einen viereckigen gleichseitigen Drachen, welche ich auf dem Krückau-Deich oder im Vorland gemeinsam mit anderen Kindern steigen ließ. Gefaltete „Post-“ Zettel ließen wir dabei mit
dem Wind am Seil zum Drachen aufsteigen.
Die genaue Drachenform war nicht so entscheidend, nur symmetrisch musste der Drachen sein, damit er sich besser ausbalancieren ließ. Das genagelte und zusammengebundene Leistenkreuz mit der Bindfadenumspannung nahm man auch als Schablone für die Papierbespannung. Man legt es einfach auf den Bogen Seidenpapier und schnitt mit einer Zugabe zum Verkleben rundherum. Dann schlugt man den Überstand um die Schnur der Verspannung (Ecken dabei einschneiden und eventuell mit passenden Papierstückchen aufdoppeln) und klebte ihn mit Mehlkleister fest. (Mehl mit Wasser mischen und verrühren!)
Die Waagschnur sollte etwa 1,5 Mal so lang sein wie der Drachen hoch ist, plus einer Zugabe für die Knoten. Sie wurde oben an den äußeren Eckpunkten und in der Mitte des Drachens am Kreuzungspunkt der Leisten angeknotet.

Grob ausbalanciert ließ man der Drachen steigen. Die Feineinstellung nahm man nach den ersten Flugversuchen und unter Ausnutzung des stabilisierenden Schwanzes vor, der aus einer Schnur mit eingeknoteten Papierstreifen oder Grasbüscheln bestand.

Später legte ich meinen ganzen Stolz hinein, kleinste Drachen zu bauen und steigen zu lassen.

 

35. Dosen-Telefon

Man benötigte zwei Konservendosen mit jeweils einer offenen und einer geschlossenen Seite. Mögliche scharfe Kanten wurden mit einem Stein glatt gehauen, so dass man sich nicht verletzen konnte. Die Dosen wurden so gedreht, dass sich die geschlossenen Seiten nach oben wiesen. Mit einem damals noch üblichen Milchdosenöffner wurde in jeden Deckel ein Loch gestochen, durch das nun je ein Ende des ca. 4m langen Bindfadens geschoben und mit einem kräftigen Knoten gegen Herausrutschen gesichert wurde. Wenn die Schnur gut gespannt war, konnte man damit telefonieren. Dazu hielten wir beim Telefonieren die Dose als Hörkapsel gegen unser Ohr , während unserer Sprechpartner diese als Sprechkapsel vor seinen Mund hielt und in die Dose hinein sprach. Klappte gut!

36. Geheimschrift mit Zitrone

Nach dem sonntäglichen 50-Pfennig-Kino-Besuch von Cowbow-Filmen mit Fuzzy Q. Jones oder Detektiv-Filmen mit Kalle Blomquist mussten wir Jungs uns auch in Geheimschriften versuchen. Dazu halbierten wir eine Zitrone und pressten den Saft in eine Tasse aus. Nun zogen wir diese Flüssigkeit in einen gereinigten Kolben-Tintenfüller und schrieben damit in die Schulhefte oder andere Papierstücke geheime Botschaften oder Treffpunkte geheimer Zusammenkünfte. Nach dem Trocknen dieser Geheimtinte konnte niemand mehr sehen, was geschrieben oder gemalt worden war!
Erst mit dem vorsichtigen Erhitzen der beschriebenen Botschaft, verfärbten sich die Buchstaben und der Text ins Braune und konnten gelesen werden. Dazu nahm man ein Bügeleisen, Feuerzeug oder Streichhölzer. War man zu unvorsichtig, so verbrannte das Papier mit der Nachricht, bevor der Text in Gänze gelesen werden konnte.

 

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